Die historische Zwistmühle liegt am Zwistberg

Zwist zwischen Sauerländern und Wittgensteinern

Die historische Zwistmühle liegt am Zwistberg zwischen Girkhausen und Mollseifen. Sie wurde um die Zeit zwischen 1713 und 1727 errichtet, als auch die Höhendörfer Neuastenberg, Langewiese, Hoheleye und Mollseifen gegründet wurden. Der Ausdruck “Zwist” ( Streitigkeit ) deutet darauf hin, dass es zu dieser Zeit nicht sehr harmonisch zuging. Lange vor der Besiedlung war das Grenzgebiet zwischen Wittgenstein und dem Sauerland von Hallenberg über Züschen und die Winterberger Höhendörfer bis hin zum Albrechtsplatz bereits Zankapfel zwischen den Grafen der Freigrafschaft Wittgenstein-Berleburg und den Herrschern des Herzogtums Westfalen, dem Erzbischof von Köln

Zwistmühle

Entlang dieser Linie gab es erbitterte Auseinandersetzungen zwischen den katholischen Sauerländern und den protestantischen Wittgensteinern. Die Bezeichnungen Zwistberg, Zwistkopf und Zwistmühle geben ein Indiz für diese Streitigkeiten ab. Dieser lange bis ins 18. Jahrhundert schwelende, weil unentschieden bleibende Territorialkonflikt ist bekannt als der “Winterberger Streit”. Seine Basis war das beiderseitige Interesse an der Nutzung der Waldregion. Während Wittgenstein sich auf das “schon immer” wahrgenommene Jagdrecht berufen konnte, reklamierte Winterberg das Gewohnheitsrecht der Holznutzung für sich. Den Einheimischen ging es vorrangig um Wild sowie die Nutzung von Wald und Weiden, um Nahrung und das dringend nötige Viefutter und Holz zum Überleben zu beschaffen und die Landesherren zankten sich um die Macht im Land. 

Durch einen politischen Schachzug ließ der damalige Graf Casimir zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg im Jahre 1713 den “hohen Norden” mit den Ortschaften Neuastenberg, Langewiese, Hoheleye und Mollseifen besiedeln. Sein Ziel war es, das Waldgebiet am Südhang des Kahlen Astens urbar zu machen, aber auch seine Landesgrenze besser gegen die Winterberger abzusichern. Graf Casimir trug durch seine für die damalige Zeit erstaunliche Toleranz dazu bei, dass sich die beiden Seiten besser zu vertragen begannen, indem er Menschen sowohl aus Wittgenstein als auch aus dem Sauerland unabhängig von ihrer Konfession die Erlaubnis gab, sich gemeinsam anzusiedeln. Als erster Ort wird 1713 Neuastenberg (Niggerduarp) erwähnt, wo sich 14 Siedler niederließen.

Durch diese wittgenstein`schen Neuansiedlungen gewann der Streit an Bedeutung. Eine Einigung, bzw. Beilegung des Winterberger Streits gab es erst im Jahr 1783 und mit der Ratifizierung im Jahr 1805 wurden Neuastenberg und die anderen Höhendörfer entgültig zu Wittgensteinern.

Ironie der Geschichte: Nach der kommunalen Neuordnung im Jahr 1975 wurden die vier Höhendörfer zu Winterberger Stadtteilen und gehören heute zum Hochsauerlandkreis.

Übrigens resultiert der Name “Streitwald” in dem Grenzgebiet rund um die Pastorenwiese zwischen Hallenberg und Wunderthausen auch noch aus dieser Zeit, denn da ging es genauso feindselig zu.

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