Wander-Blogs und der Wald in sozialen Medien

Vor drei Wochen bekam ich einen Anruf von WP-Redakteurin Leandra Stampoulis mit der Frage, ob ich Interesse an einem Interview zum Thema Waldfotografie in Verbindung mit Social Media hätte. „Ja, gerne“, war meine spontane Antwort und so haben wir uns kürzlich zu einem Gespräch getroffen. Es sollte ein Artikel zu der Serie „Waldretter“ werden. In dieser Serie spricht die Westfalenpost mit Menschen, die mit, für und/oder in unseren heimischen Wäldern arbeiten. Es geht um Fragen wie: „Was ist das Besondere an ihrer Arbeit und dem Wald? Welche Möglichkeit bietet uns die Natur? Und wie sieht er aus – der Wald der Zukunft?“

Nachfolgend der Artikel, wie er am 17. August 2021 in der Westfelenpost Meschede erschienen ist:

Von der Suche nach dem perfekten Licht

Heidi Bücker ist in der heimischen Natur unterwegs. Dort fotografiert sie und tankt Energie

Westfeld. „Manchmal stehe ich noch vor Sonnenaufgang auf und gehe in die Natur, um Fotos zu machen. In der Fotografie wird die Zeitspanne kurz nach dem Sonnenaufgang oder kurz vor dem Sonnenuntergang als Goldene Stunde bezeichnet. Das Licht ist zu dieser Tageszeit einfach magisch“, sagt Heidi Bücker. Die Naturfotografin liebt es, in den Schmallenberger Wäldern unterwegs zu sein. Ihre Fotos lädt sie auch auf der Social Media-Plattform Instagram hoch und hat dort mittlerweile um die 3600 Abonnenten: „Das war überhaupt nicht so geplant, ich mach das nur nebenbei. Aber ich freue mich sehr, dass sich so viele Menschen für meine Naturfotos interessieren.

Waldfotografie
„Mit meinen Fotos versuche ich die Atmosphäre und Stille im Wald einzufangen. Wald ist für mich Entspannung, dort tanke ich Kraft.“ Um die besonderen Lichtverhältnisse einzufangen und die richtige Perspektive für die Motive auf dem Waldboden zu bekommen, ist sie manchmal auch bodennah unterwegs und kriecht durch das Unterholz. Mit der Kamera und einem lichtstarken Objektiv stellt sie Pilze, Farne und Gräser frei. Das heißt, durch den gezielten Einsatz geringer Schärfentiefe hebt sich das Motiv vom unscharfen Hintergrund ab. Wer im Wald unterwegs ist, kann durch Achtsamkeit seine Sinne schärfen und lernt, Dinge bewusster wahrzunehmen und kann so auch besondere Fotos machen: „Ich gehe nicht los und sage mir: So, jetzt mache ich ein Waldfoto, das ich dann bei Instagram hochladen muss. Das funktioniert so bei mir nicht“, sagt die Westfelderin.

Sie will mit ihren Fotos Emotionen wecken und Gefühle nach außen tragen. Das perfekte Waldfoto gibt es für sie nicht: „Das Foto muss für mich authentisch sein, so wie ich selbst den Moment erlebt habe. Neulich hat sie morgens im Wald eine Nebelstimmung einfangen können. Diese Bilder kamen bei ihren Abonnenten besonders gut an. Sie glaubt: „Das war eine ruhige und mystische Atmosphäre, sowas mögen die Leute.“
Wenn Heidi Bücker in den Wald geht, ist sie offline, ohne Internetverbindung. Sie will die Natur genießen und ohne Ablenkung wahrnehmen. Das steht im Kontrast zu ihrem Instagram-Account. Gerade die Social Media-Welt lebt von Aktualität und Schnelligkeit: „Ich mache mir nicht konkret Gedanken darüber, wie das Foto auf Instagram oder Facebook wirkt. Ich fotografiere meistens nur mit meiner Kamera und nicht mit dem Smartphone“, sagt Heidi Bücker.
Sie bearbeitet ihre Fotos noch ein wenig, bevor sie sie auf Instagram hochlädt. Es werden Schärfe, Kontrast und Helligkeit angepasst und die Sättigung geringfügig erhöht, aber nicht zu viel, denn das Bild soll so authentisch wie möglich sein: „Diese Instagramfilter, die man einfach über das Bild legen kann, sind nichts für mich. Die verändern den Bildlook zu sehr.“

Instagram
Mit ihrem Account „sauerland_bilder“ bei Instagram möchte sie ihren Abonnenten zeigen, wie schön es im Schmallenberger Sauerland ist. Sie hat schon früh angefangen, ihre Bilder auch in den sozialen Netzwerken zu teilen: „Als Facebook aufkam, habe ich mich damit beschäftigt. Genauso wie vor ein paar Jahren mit Instagram. Ich finde es total wichtig, sich neue Trends anzugucken und zu begreifen“, sagt die 55-Jährige. In Verbindung mit ihrer Webseite geben ihr die beiden Plattformen die Möglichkeit, viele Leute zu erreichen. „Es entsteht auch ein guter Austausch und ich erhalte positives Feedback, worüber ich mich sehr freue. Bei manchen Fotos gebe ich den genauen Aufnahmeort nicht an und verrate ihn auch nicht auf Anfrage. Dabei handelt es sich meistens um besonders schützenswerte Naturschutzgebiete. Einige Leute wollen nur dahin, um ein Foto zu machen und sind danach schnell wieder verschwunden. Das wird dem Wald und der Natur aber nicht gerecht. Wer beim Wandern mit offenen Augen durch die Natur geht, findet diese schönen Fleckchen auch von alleine“, meint sie.

Handyfoto versus Kamera
Heidi Bücker fotografiert im Wald am liebsten mit ihrer Kamera, dennoch weiß sie, dass ein gutes Bild auch mit einem Smartphone gemacht werden kann. „Für eine Momentaufnahme hat jeder sein Handy dabei, aber selten eine Kamera. Mittlerweile sind die Handykameras echt gut. Aber wenn man vor hat, das Motiv später auf eine große Leinwand zu ziehen, dann würde ich immer eine Kamera bevorzugen“, sagt sie. Gerade im Wald sind die Lichtverhältnisse zum Fotografieren nicht einfach. Mit einem lichtstarken Objektiv und der Möglichkeit, Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert manuell einzustellen, erzielt man bessere Ergebnisse.

Hintergrund (INFOBOX)
Heidi Bücker, gelernte Bürokauffrau, hat die Fotografie autodidaktisch erlernt. „Ich lese viel und probiere Dinge so lange aus, bis sie funktionieren und ich mit dem Ergebnis zufrieden bin“, sagt sie.
Seit 2005 ist sie als Webdesignerin tätig. Ihren Bilder-Blog „Hochsauerland-Bilder“ führt sie seit 2008. www.hochsauerland-Bilder.de