Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus, und das nicht nur in zartem Grün. Eine besondere Art der heimischen Stieleiche treibt ihre Blätter im Frühjahr in leuchtendem Goldgelb hervor. Hierbei handelt es sich um die außergewöhnliche Goldeiche. Berichten zufolge kommt sie weltweit nur sehr selten vor und ausgerechnet in unserer Region befinden sich zwei dieser wundervollen Bäume. Ein Exemplar steht im Rüsselsbachtal bei Bad Berleburg-Wemlighausen. Das Naturdenkmal wird auf 250 Jahre und älter geschätzt.
Bei der Goldeiche handelt es sich um eine mutierte, das heißt genetisch veränderte Stieleiche – eine Laune der Natur. Aus den Samen können, aufgrund der Mutation, keine neuen Goldeichen gezogen werden, denn Mutation bedeutet eine Veränderung des Erbguts eines Organismus.
Ein zweites Exemplar steht in Schüttes Hotelpark in Oberkirchen.
Zusammen mit einem ehemaligen Mitarbeiter des Lehr- und Versuchsforstamtes Arnsberg Niedereimer hat Karl Anton Schütte in den letzten Jahren viele Versuche unternommen, um diese besondere Baumart zu vermehren. Bisher leider ohne Erfolg. Dazu wurden in sogenannten Mastjahren, wenn die Eiche besonders viele Eicheln produzierte, Samen gesammelt und neu in die Erde gesetzt. Eine weitere Methode war die Veredelung. Hierbei wurde ein Trieb der Goldeiche mit einem Wurzelstamm einer herkömmlichen Stieleiche verpfropft. Leider harmonisierten die beiden Baumarten nicht miteinander und der Trieb wurde abgestoßen. Im kommenden Frühjahr ist noch eine dritte Methode angedacht. Triebe der Goldeiche sollen in einem sehr nährreichen Boden neue Wurzeln bilden. Vielleicht glückt dieser Versuch. Ein Rätsel bleibt die Herkunft der Eiche. Experten stellten fest, dass es sich bei der Goldeiche in Oberkirchen mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen veredelten Baum aus Kanada oder Nordamerika handelt.
Im Übrigen sind auch diese und ähnliche Versuche der Vermehrung an der Wemlighäuser Goldeiche vorgenommen worden, bisher ebenfalls ohne Erfolg. Vor zwei Jahren wurden der Goldeiche im Rüsselsbachtal einige Reiser und Knospen zwecks weiterer Experimente entnommen. Diese wurden an die Humboldt Universität in Berlin und eine Baumschule im Landkreis Kassel gesandt. Das Ergebnis steht noch aus.
Bleibt zu wünschen, dass den Experten die Vermehrung dieser besonders schönen und ausdrucksstarken Baumart gelingt und es demnächst im Frühling noch mehr dieser leuchtenden Exemplare zu bewundern gibt. Dieses Naturereignis lässt sich übrigens nur drei bis vier Wochen lang beobachten, denn im Sommer verfärben sich die Blätter der Goldeiche wieder grün.