Der Wald steht unter Stress

Herausforderungen durch den Klimawandel

Seit den Hitzesommern 2018 und 2019 leiden unsere Wälder unter der extremen Trockenheit und Schädlinge wie der Borkenkäfer breiten sich ungehindert aus. Im Frühjahr des Jahres 2018 fegte zuerst Sturm Frederike über das Sauerland und ließ Bäume umstürzen. Nur wenige Monate danach folgte ein heißer Sommer, womit die Katastrophe ihren Lauf nahm. In den herumliegenden toten Bäumen entwickelte sich der Borkenkäfer, dessen Vermehrung durch Windbruch, Hitze und Trockenheit begünstigt wird.

Buchdrucker und Kupferstecher sind zwei der Arten, die sich in den Wäldern des Sauerlandes explosionsartig vermehren. Sie mögen am liebsten Fichten und befallen nicht nur die geschädigten und abgestorbenen Bäume, sondern fliegen auch auf die lebenden, denn die sind durch die Trockenheit gestresst. Wegen der fehlenden Feuchtigkeit können die Fichten nicht genug Harz produzieren und sind so ein gefundenes Fressen für den Schädling, der sich ungehindert durch die Rinde bohren kann.

Abgestorbene Fichten

In den selbstgebohrten Gängen pflanzt sich der Borkenkäfer fort. Die Larven und Jungkäfer fressen sich zwischen Rinde (Borke) und Splintholz durch den so genannten Bast. Dabei werden die lebenswichtigen Leitungsbahnen des Baumes zerstört und die Baumwurzeln können nicht mehr mit Nahrung versorgt werden. Auch der Wassertransport wird unterbrochen und die Folge ist das Absterben des Baumes – zu erkennen an den roten Nadeln und der abgeplatzten Rinde. Waldbesitzer sind gezwungen, die kranken Bäume zu fällen und aus dem Wald zu transportieren. Daraus entstehen riesige Kahlschlagflächen.

Aber nicht nur der Borkenkäfer setzt dem Wald gehörig zu, sondern auch die vielen Stürme und Orkanböen. Die letzten drei Stürme – Ylenia, Zeynep und Antonia – fegten im Frühjahr 2022 übers Land.

So bestimmen abgestorbene Fichtenbestände und abgeräumte Flächen seit 2018 das Landschaftsbild im Sauerland. Waldbesitzer, Förster und Forstexperten suchen derzeit nach Lösungen, um mit den Herausforderungen in Zukunft besser umgehen zu können. Sie beobachten, ob sich andere Baumarten von selber ansamen und welche Arten angepflanzt werden sollten, die mit den veränderten Klimabedingungen besser zurechtkommen.

Artenvielfalt auf Windbruch- und Kahlschlagflächen

Bevor sich jedoch wieder neuer Wald entwickelt, nutzen lichtbedürftige Pflanzen die frei gewordenen Flächen. Gut zu sehen auf der Sommerseite (Schmies Siepen) oberhalb von Westfeld. Da, wo vor wenigen Jahren noch dichter Fichtenwald stand, leuchten im Sommer bunte Blumen, Gräser, Kräuter und Sträucher, die wiederum eine Vielzahl von Insekten anlocken. Bestimmte Pflanzen, deren Samen seit Jahrzehnten im Waldboden schlummerten, nutzen die Chance ihres Lebens und kommen ans Tageslicht. Der Rote Fingerhut – bekannt wegen seiner Giftigkeit und als Herz-Arzneipflanze – gehört zu den Pflanzen, die diese ökologische Nische nutzen. Aber auch das leuchtend gelbe Fuchsgreiskraut, Rainfarn und verschiedene Distelarten breiten sich schnell und üppig aus.

Bildergalerie

Seit fast zwei Jahren arbeite ich zusammen mit einem hiesigen Forstbetrieb an einem Projekt, für das ich unter anderem die Kalamitätsschäden in Form von Windwurf und Käferbefall fotografisch festhalte. Inzwischen haben sich schon mehrere hundert Fotos in meinem Archiv angesammelt. Nachfolgend einige Bilder, die überwiegend in diesem Jahr entstanden sind.